Schutzprogramm

Entwicklung seit 1997

Das erste Artenschutzprogramm des Nationalparks: Im selben Jahr, in dem die Donau-Auen östlich von Wien offiziell den Nationalpark-Status erhielten, wurde auch das Artenschutzprogramm „Europäische Sumpfschildkröte“ ins Leben gerufen.

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PatInnenführung

Es begannen umfassende Forschungsarbeiten hinsichtlich Habitatnutzung und Fortpflanzungsbiologie, in deren Zuge erstmals regelmäßig besuchte Eiablageplätze entdeckt, und Eiablage- und Schlupf-Rhythmen bekannt wurden. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden erste Schutzmaßnahmen gesetzt, wie beispielsweise die gezielte Beruhigung sensibler Gebiete durch Stilllegung von Wegen und die zeitliche Abstimmung der Wiesenmahd auf das Fortpflanzungsgeschehen.

Parallel dazu wurden Schwerpunkte in der Öffentlichkeitsarbeit vermehrt auf das Thema Schildkröten gesetzt, gipfelnd in einer großen Ausstellung, die in Kooperation mit dem Biologiezentrum Linz entworfen wurde, und einem begleitenden Exkursionsprogramm mit Schildkröten-Beobachtungsstationen in der Au. In den ersten Jahren des Artenschutzprogramms wurde somit der Grundstein dafür gelegt, dass Schildkröten als besonderes und schützenswertes Element der heimischen Fauna nachdrücklich im Nationalparkmanagement und in der Wahrnehmung der Nationalparkbesucher verankert wurden.


 Schildkrötenschutz aktuell
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Evakuierung eines gefährdeten Geleges

Seit 2002 werden diese Schutzmaßnahmen und Forschungen von molekularbiologischen Untersuchungen zur Herkunftsbestimmung der Tiere und darauf basierenden neuen Maßnahmen ergänzt. Der so belegten Koexistenz von heimischen und ausgesetzten Tieren wird seitdem mit einer Konzentration der Schutzaktivitäten auf mehrheitlich heimische Vorkommen begegnet –  diese gezielte Unterstützung der heimischen Tiere soll den leider noch immer stattfindenden, illegalen Aussetzungen von Sumpfschildkröten aus Privathaltung entgegenwirken.

Das Artenschutzprogramm „Europäische Sumpfschildkröte“ hat nach wie vor seinen Schwerpunkt auf In-situ-Schutz. Dies bedeutet, dass Schutzmaßnahmen so durchgeführt werden, dass die Tiere in ihrer Lebensweise und Entwicklung unbeeinflusst bleiben. Von Wiederansiedlungen eigens gezüchteter Tiere wird demnach abgesehen, Entnahme und externes Ausbrüten von Gelege (siehe Kooperation Tiergarten Schönbrunn) findet nur in Ausnahmefällen statt (z.B. Gelegen im Siedlungsgebiet ohne Schlupfchancen.


Schwerpunkt Gelegeschutz
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Gelegeschutz

Als sehr erfolgreich hat sich der derzeit praktizierte Schutz der Schildkröten-Gelege herausgestellt: Die oft von Nesträubern geplünderten vergrabenen Eier werden dabei unmittelbar nach der Eiablage mit stabilen Metallgittern abgedeckt. Diese verhindern ein Aufgraben der Gelege durch Freßfeinde, durch die gewählte Maschenweite wird der ungehinderte Schlupf der Jungtiere gewährleistet. Seit der Etablierung dieser Methode im Zuge einer Kooperation mit dem Tiergarten Schönbrunn konnten so rund 1500 Jungtieren der Start ins Leben ermöglicht werden.


Zusammenarbeit mit dem Zoo Schönbrunn
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Schildkrötenpate “Tom Turbo” v.l.n.r. Maria Schindler, Thomas Berzina, Dagmar Schratter

Seit 2007 besteht eine Kooperation mit dem Tiergarten Schönbrunn. Diese bietet uns nicht nur die Infrastruktur, um verletzte Schildkröten und in Ausnahmefällen entnommenen Gelege professionell zu versorgen, auch die Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit ist stark mit dem Tiergarten Schönbrunn verbunden: Hier entstand die Idee zu einem Finanzierungsmodell mithilfe von Patenschaften, das nicht nur die Schutzbemühungen in einem nie dagewesenen Ausmaß ermöglicht, sondern auch ein großes Medienecho und Öffentlichkeitsinteresse bewirkt.

Neben Informationsveranstaltungen, die meist in Zusammenarbeit mit dem Tiergarten Schönbrunn, dem Naturhistorischen Museum Wien, diversen Naturschutzorganisationen oder Schildkröten-Zuchtverbänden stattfinden, wurden in den letzten Jahren auch ungewöhnlichere Wege eingeschlagen, um mehr Bewusstsein für heimische Schildkröten zu schaffen: So bäckt die Firma Ströck seit 2007 das beliebte Bio-Auwald-Brot in Form einer Schildkröte, Tom Turbo geht bei den Patenschaften als gutes Beispiel voran und zeitgleich mit unserer Präsenz auf Facebook sind neuerdings auch eigens entworfene Stoffschildkröten als Botschafter des Artenschutzprogramms  unterwegs.

Emi

Plüschschildkröte “Emi”